Rheinhessen 

 

            

Rheinhessen - Land im Viereck der Städte Worms, Mainz, Bingen und Alzey, größtes Weinbaugebiet Deutschlands (mit mehr als 100 Millionen Rebstöcke!) im Stromwinkel des Rheins. 

Rheinhessen ist ein Kind des Wiener Kongresses. Nachdem die junge französische Republik 1797 das bis dahin heillos zersplitterte Gebiet annektierte und im Departement Mont Tonnèrre erstmals bürokratisch zusammenfaßte, wurde es nach dem Sieg über Napoleon auf dem Wiener Kongress 1815 als Kompensationsobjekt Hessen zugeschlagen. Der letzte Landgraf Ludwig in Darmstadt nannte sich nun Großherzog von Hessen und bei Rhein; entsprechend Rheinpreußen und Rheinbaiern erhielt die Provinz 1818 den ungeschichtlichen und anfangs ungeliebten Name Rheinhessen.

Dass Rheinhessen sich schließlich doch als eigenständig Ganzes zu fühlen begann, verdankt es nicht nur dem eifersüchtig gehüteten Erbe der französischen Aera, dem bürgerlichem Recht, sondern auch und vor allem dem Wein, dem die altdynastischen Lande rechts des Rheins, sieht man vom Zipfel der  hessischen Bergstraße ab, ja nur ihren säuerlichen Äbbelwoi entgegensetzen konnten. Der Wein schuf rheinhessisches Eigenbewußtsein bis heute. Der Wein ist hier mehr als eine Sonderkultur, er ist Lebensmacht.

Grundlage für den Spitzenweinbau in Rheinhessen ist durch die geologische und klimatisch hervorragende Lage gegeben. Die mannigfaltigen Böden sind aus Löß, Sedimenten, feinsandigem Mergel, Quarzit- und Prophyr-Verwitterungsböden und das Klima zeichnet sich durch milde Durchschnittstemperaturen, im Schutz von Taunus und Odenwald aus. So können auf circa 26300 ha, in 3 Bereichen, 24 Großlagen und 442 Einzellagen die verschiedensten Rebsorten angebaut werden. Unter den weißen Sorten sind neben vielen anderen Müller-Thurgau, Silvaner, Riesling, Kerner, Scheurebe, Bacchus und Faberrebe zu erwähnen und bei den roten Sorten Dornfelder, Blauer Portugieser, Blauer Spätburgunder und Regent. Aber was nützt all die Theorie, kommen und probieren Sie selbst bei einem der vielen Winzer, auf einem der vielen (Wein-)Feste und erleben Sie Rheinhessen.   

Und die Menschen in Rheinhessen lassen sich am besten mit einem Zitat aus Carl Zuckmayer’s „Des Teufels General“ beschreiben, „... Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Und jetzt stellen Sie sich mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition gegründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllersbursch aus dem Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und – und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven, und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und Warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bäche und Flüssen, damit sie zu einem großen lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz drauf, ...“.

 

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